„Ohne Wirtschaftlichkeit schaffen wir es nicht, ohne Menschlichkeit ertragen wir es nicht.“ (Alfred Herrhausen)
In erster Linie benötige ich bei einem neuen Produkt (Wirtschaftlichkeit):
- hohe & stabile Produktqualität
- adäquates Preis-Leistungs-Verhältnis
- gewisse Verfügbarkeit
Sind diese Punkte erfüllt, erfolgt der Werte-Check (Menschlichkeit):
- Kooperation: Kann ich den Produzenten persönlich kennen lernen?
- Regionalität: Wo kommt das Produkt her? Wie regional kann ich es beziehen?
- Ökologie: Erfüllt sein Produkt meine Nachhaltigkeitskriterien? (Ökologische/enkeltaugliche Landwirtschaft mit oder ohne Labels/Zertifizierungen – z.B: Bio, Demeter, Permakultur, Fairtrade, Solidarische Landwirtschaft, Crowdfarming, Erntepatenschaften…)
- Werte/Bewusstsein: Worum geht es dem Produzenten? (Setzt er/sie sich für „Veränderung/Wandel“ ein und was tut er/sie bereits dafür? Wie bewusst, nachhaltig und sinnstiftend ist seine/ihre Einstellung?)
- Authentizität: Lässt sich eine glaubwürdige, wertschätzende, anhaltende Beziehung aufbauen? Wie transparent ist der mögliche Geschäftspartner mir gegenüber?
Nach dem Werte-Check überprüfe ich noch meine Intuition. Unser Bauchgefühl hat meistens Recht. Innere Widerstände werden nochmals überprüft, ansonsten kann die Kooperation gestartet werden.
Sind alle Punkte erfüllt, spreche ich von einem optimalen Produkt. Ehrlicherweise sind diese nicht immer oder sehr schwierig zu finden. Darum endet diese Suche vorerst nie.
Wichtig ist, dass der Werte-Check dasselbe Standing in der Entscheidungsfindung bekommt wie die Wirtschaftlichkeit!!!
Wie wichtig sind Labels/Zertifizierungen für mich?
Nicht jeder Produzent ist zertifiziert. Viele behaupten dennoch nachhaltig zu sein, nicht alle sind es wirklich. Labels sind für mich grundsätzlich wichtig, denn sie sollen Vertrauen schaffen. Ich habe leider nur bedingt Vertrauen in sie und es gibt auch zu viele. Schon die unterschiedlichen Kriterien für Bio-Zertifizierungen allein sind absurd. Denn eigentlich sollte biologische Ware „normal“ sein und konventionelle zertifiziert, da sie ökologischen Schaden anrichtet und subventioniert wird. Labels sind für mich kein vorrangig entscheidendes Kriterium. Ich habe aber großes Vertrauen in persönliche Beziehungen und mein Bauchgefühl dabei. Im direkten Gespräch vermittelte Werte und Glaubwürdigkeit sind mir wichtiger als eine aufgemotzte Homepage oder eine Reihe von gekauften Zertifizierungen. Fehlende Labels können in Lieferantenverträgen zur Sicherung der ökologischen Versprechungen zwar nicht voll ersetzt werden, aber haltlose Lippenbekenntnisse zur Nachhaltigkeit können so minimiert werden. (z.B.: schriftlicher Vertrag mit einem Vertrauensdekret oder einem Ehrlichkeitszeugnis – Hervorheben von moralischem Verhalten)
Was bedeutet Regionalität für mich?
Regionalität ist ein abstrakter, nicht geregelter Begriff. Darum setze ich mir eigene „Regeln“ um so regional wie möglich einzukaufen.
Für mich ist ein Produkt dann regional, wenn es einen kürzest möglichen Transportweg hat. Das vermeidet nicht nur unnötiges CO2 und stärkt die Regionalwirtschaft, sondern hat einen weiteren Vorteil: Je näher die Herkunft eines Produktes, desto eher kann ich eine persönliche Beziehung zum Produzenten aufbauen. Diese Beziehungen sind mein Ziel. Sie ermöglichen Austausch, Wertschätzung, Empathie und folglich Vertrauen. Ich will nicht nur hohe Qualität beziehen, sondern auch Vertrauen in Produkt und Produzenten haben.
Wollen wir ein „anderes Wirtschaften“ erreichen, müssen wir wieder in eine wertschätzende, persönliche Beziehung zum Produkt und dessen Hersteller kommen!
Mein „Regionalitäts-Radar“
- Im Ort
- Nachbarorte/direkte Umgebung (auch grenzübergreifend)
- Steiermark (alternativ: Umkreis von z.B.: 30-50 km Radius)
- Österreich
- EU -> Labels wichtig (Bio, Fairtrade…)
- Rest d. Welt -> Labels wichtig (Bio, Fairtrade…)
Je weiter entfernt, desto wichtiger werden Labels um Vertrauen zu erhalten!
Viel Erfolg beim Nachhaltigen Wirtschaften!!! ?
Klaus Purkarthofer, Purkarthofer Eis, Teilnehmer der Workshopreihe „Effektiv nachhaltig wirtschaften“ 2020