Die Quantenphysik bemüht zur Verdeutlichung der Potenzialität von Zuständen gern die Analogie eines Pendels. Stell dir daher ein Pendel vor dessen Gewicht, zwischen zwei Schienen optimal gelagert, hin und her schwingt – wie eine Überschlagschaukel. Hierbei sind zuverlässige Aussagen möglich über die jeweilige Ausschlagsamplitude bis hin zum Zeitpunkt des Stillstands des Pendels, weil man die einwirkenden Komponenten wie Schwerkraft, Reibung, Luftwiderstand etc. genau bestimmen kann. Die Zukunft des Pendels ist somit klar determiniert. Es gibt kein innewohnendes Potenzial, dass hier zu Änderungen führen könnte. Das gibt Sicherheit! Und die ist den meisten Menschen sehr wichtig. Deshalb deuten Menschen die Wirklichkeit gern in mechanistischen Kausalitäten: Input/Output, Ursache/Wirkung usw.
Aber die Wirklichkeit ist anders beschaffen. Sie ist lediglich das Ergebnis der Wahrscheinlichkeit von Schwingungsverhältnissen. Dass wir „feste Materie“ als einzelne Objekte wahrnehmen ist lediglich der mangelhaften Wahrnehmung unserer Sinnesorgane geschuldet. Was bedeutet das?
Stell dir vor, das Pendel bekommt beim Schwingen „aus Zufall“ einen Impuls, der es genau auf seinen obersten Scheitelpunkt befördert. Dort steht es plötzlich still. Wird es nun nach Links oder Rechts kippen? Dafür gibt es keine Vorhersage; kann es nicht geben! Die Zukunft des Pendels ist völlig offen. Es ist nun aber nicht nur in einem Zustand völliger Instabilität, sondern gleichzeitig auch in dem der maximalen Potenzialität. Und plötzlich kommen Wirkkomponenten zum Tragen, die vorher beim Schwingen völlig zu vernachlässigen waren. Nämlich auf welcher Seite steht die Masse des Beobachters? Welche Luftfeuchtigkeit herrscht? Wird irgendwo eine Tür geöffnet? Fährt ein LKW in der Nähe vorbei? Und je länger der Stillstand im Oben anhält, desto filigraner werden die Einflussfaktoren. Man könnte sagen, das Pendel „belebt“ sich in diesem Zustand mit kleinsten wechselwirkenden Komponenten; mit Allem und durch Alles, um schlussendlich nach Links oder Rechts zu stürzen, sobald eine der Komponenten den sprichwörtlichen Ausschlag gibt. Und sei dessen Wirkung separat gesehen noch so gering… der legendäre Flügelschlag eines Schmetterlings in… ähm, China.
Natürlich, und das hast du längst durchschaut, gilt das nicht nur für Physik. Auch in gesellschaftlichen Zuständen hat es in der Geschichte immer wieder solche Zäsuren gegeben, wobei sich Prozesse entfalteten, die vorher nie vorhersehbar gewesen wären. Denken wir z.B. an die Auslöschung der Hochkultur des Aztekenreiches 1519 durch Fernando Cortez mit seinen etwa 650 stinkenden Abenteurern im Dienste des katholisch grotesk erstarrten Spanien.
Eines wird dabei allerdings gern unterschlagen: Wenn das Pendel seine Ereigniskarte gezogen hat und neu über Start geht, dann bleibt es nicht in der Mitte stehen und findet seine Ruhe – im Gegenteil, nun geht´s ab in eine andere Richtung. Was ist denn aus Spanien geworden? Und was wurde aus dessen großem Besieger Britisch Empire?
Wie gesagt, es gibt keine Instanz der Welt, die eine Vorhersage darüber treffen könnte, was am Ende der uns verordneten Agonie passiert. Aber es ist dennoch nicht unerheblich, wie du selber persönlich „schwingst“. Möglicherweise bist du ja der entscheidende Flügelschläger… Alles nur eine Frage, womit du in Resonanz zu gehen vermagst! Also lediglich das Ergebnis der Wahrscheinlichkeit von Schwingungsverhältnissen. Bleib in Bewegung. Bleib offen. Erkenne die mannigfaltigen Resonanzmöglichkeiten! Kein Prozess ist je beendet – nur gewandelt in Kraft. Genau da schlummert dein Potenzial.